Intern
Institut für Geschichte

Kohler

Holger Kohler

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
BMBF-Projekt "Iberische Transitionen"
Am Hubland
97074 Würzburg
Gebäude: Philosophiegebäude
Raum: 7.O.17
Telefon: +49 931 31-84100

seit 2021 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im BMBF-Projekt zur Aufarbeitung der iberischen Diktaturen im europäischen und lateinamerikanischen Kontext

2020 Erstes Staatsexamen im Fach Politikwissenschaften

2020 Bachelor of Arts (Geschichte, Anglistik/Amerikanistik)

2019 Erstes Staatsexamen in den Fächern Geschichte und Anglistik/Amerikanistik

2015-16 Wissenschaftliche Hilfskraft bei Prof. Dr. Joachim Scholtyseck an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Studium der Geschichte, Anglistik/Amerikanistik und Politikwissenschaften an der Universität Würzburg

Dissertation
Eine transnationale Geschichte der Aufarbeitung des diktatorischen Portugals im europäischen und lusophonen Kontext

Forschungsaufenthalte
2021 in Lissabon, Porto, Braga und Coimbra
2022 in Lissabon

Interessen- und Forschungsschwerpunkte
Erinnerungskulturen
Portugal und Brasilien im 19. und 20. Jahrhundert
Transnationale Geschichte
Transitional Justice

 

Teilprojekt „Die Aufarbeitung des Estado Novo im europäischen und brasilianischen Kontext“

Als 25 Minuten nach Mitternacht am 25. April 1974 das Lied Grândola Vila Morena ertönte, war dies nicht nur das Fanal der Nelkenrevolution in Portugal, sondern Samuel P. Huntington (1991) zufolge ebenso der Beginn der „Third Wave“ der globalen Demokratisierungsprozesse. Während also 1974 der revolutionäre Impetus von Portugal aus auf das übrige Europa ausstrahlte und somit transnationale Wirkung zeitigte, blieb die Abrechnung mit der bislang längsten Rechtsdiktatur Europas (1926-1974) zunächst eine überwiegend nationale Angelegenheit. Obwohl mit dem 25. April ein positiver Gründungsmythos für das demokratische Portugal geschaffen wurde, mangelte es noch lange Zeit an einer nachhaltigen Erinnerungskultur über die Diktaturerfahrung und die Kolonialkriege. Dies änderte sich um die Jahrtausendwende im Zuge internationaler Trends zur aktiven Auseinandersetzung mit problematischer Vergangenheit. Sichtbar wird diese Tendenz an zahlreichen Initiativen wie der Musealisierung der ehemaligen PIDE-Gefängnisse in Lissabon (2015) und Peniche (2019).

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Teilprojekt erforscht die mit dem Begriff der Transitional Justice verbundenen Aufarbeitungsprozesse in Portugal. Untersucht werden hierbei die juristische Aufarbeitung, die Neubewertung respektive Entfernung von Denkmälern und Gedenktagen sowie die Darstellung der diktatorischen Phase und der Kolonialkriege im Bildungssystem und in den Medien der Erinnerungskultur. Dabei legt die Studie einen besonderen Fokus auf transnationale Transferprozesse der Aufarbeitung. Hier ist zum einen die deutsche Parteienarbeit von SPD, CDU und CSU sowie deren Stiftungen mit den portugiesischen Schwesterparteien PS, PPD/PSD und CDS zu nennen. Zum anderen sollen Transferprozesse zwischen Portugal und Brasilien etwa durch wechselseitige Staatsbesuche und die Bedeutung als Exilland für Dissidenten und alte Regimekader untersucht werden. Schließlich soll die Studie Portugals Einfluss im Rahmen der Iberoamerikanischen Gipfel und der CPLP erörtern.

Folglich stellt sich die Frage, inwieweit man beim Zusammenspiel portugiesischer, europäischer und anderer lusophoner Akteure von der schrittweisen Entstehung einer transnationalen Erinnerungskultur sprechen kann.